Rund 800 aktive Teilnehmer der Festtage trafen sich zu einer
geschlossenen Veranstaltung in der Eishalle.

Die Vorstände des Glas Clubs International, Uwe Gusen und Helmut Riemer,
ehrten Club-Mitglieder, darunter die Gründer Margrit und Kurt Bigler.
Familie Glas war fast vollständig anwesend und stellte sich zum Gruppenfoto
vor ein Goggomobil von 1955. Von rechts: Antonie, ihr Cousin Andreas mit Frau,
Toni, Andrea, Ruth mit Tochter, Ruth (Witwe von Hans Glas), deren Enkelin mit
Freund und Heinz Meergarten (Cousin von Toni).
Moderatorin Antonie Glas im Gespräch mit Jürgen Kraxenberger (GFG; von
links), Landrat Heinrich Trapp, Dingolfings Bürgermeister Josef Pellkofer, Bürgermeister
Josef Hopfensperger aus Pilsting und Uwe Gusen (Glas Club International).

 

Ein Goggo-Roller für den Franziskanerpater
Großer Festabend zu „Hans Glas, Glas V8 und Glas Club“ mit Teilnehmern aus aller Welt

Dingolfing. „Fahr mit mir durch die Welt“, so erklang live das Goggolied beim Großen Festabend in der Eissporthalle. Vor 60 Jahren fuhr das erste Goggomobil vom Band. 50 Jahre lässt der „Glaserati“ V8 schon die Fan-Herzen höher schlagen. 125 Jahre jährt sich die Geburt des Firmengründers Hans
Glas in Pilsting. Den Glas Club International gibt es nun genau 40 Jahre. Dieses Vierfach-Jubiläum puschte an vier Tagen rund um Pfingsten den Landkreis Dingolfing-
Landau mit einem Fest der Superlative ins „Glas“-Fieber, wie es nur alle zehn Jahre hier ausbricht.
Am Samstagabend versammelten sich rund 800 Teilnehmer des Treffens aus aller Welt als geschlossene Gesellschaft zu einem großen Festabend in der Eissporthalle. Der Organisator und Vorstand der Goggomobil- und Glas-Fahrer-Gemeinschaft Dingolfing (GFG), Jürgen A. Kraxenberger, konnte Gleichgesinnte aus vielen Ländern Europas, allen Teilen Deutschlands sowie selbst Gäste aus den USA, Australien und Südafrika zum Mega- Event rund um den „unvergessen gebliebenen, liebenswerten Kleinwagen“ begrüßen. Seine Dankesworte richtete er insbesondere an die drei Schirmherren der Veranstaltung, Dingolfings Bürgermeister Josef Pellkofer, den Bürgermeister der Marktgemeinde Pilsting, Josef Hopfensperger und Landrat Heinrich Trapp, an Konrad Auwärter als Spender einer Gedenktafel sowie an die engagierten GFG-Mitglieder für ihren Einsatz.
Sieben Stunden waren Herr und Frau Mertens aus dem Sauerland mit ihrem Glas-Fahrzeug unterwegs.
Ein anderes Paar packte sein kirschrotes Goggomobil auf den Anhänger, „weil es uns zu unsicher war, ob es von Weißenburg bis hierher durchhält“. Viele Teilnehmer
hatten interessante Geschichten zu erzählen. Zum lebendigen Austausch war der Abend auch gedacht.
Das Büfett – auch mit „Glas“-Nudel- Salat – mundete zur stimmungsvollen bayerisch-brachialen Blasmusik der „Monsters of Humppa“. Antonie Glas, die Urenkelin des Firmengründers, moderierte im offiziellen Teil eine lockere Gesprächsrunde mit den drei Schirmherren der Veranstaltung und den beiden Vorständen von GFG und Glas Club International. Ihre beiden Großväter, Andreas Glas und Chefkonstrukteur Karl Dompert spielten eine tragende Rolle in der Glas-Geschichte. So viele Jahre „nach diesen Ereignissen sehe ich staunend, dass das „Ding aus Dingolfing“ lebt und sich eine neue Generation anschickt, die Tradition der Marke (Glas) zu bewahren“, zitierte sie ihren Großvater Karl. Landrat Heinrich Trapp berichtete über das politische Wesen von Hans Glas als Stadtrat, Kreisrat oder Zweiter Bürgermeister und über sein hohes soziales Engagement. Als lustige Anekdote erzählte er von einem Franziskanerpater und seinem sehnsuchtsvollen Blick auf einen Goggo-Roller bei einer Ausstellung. „Nimm na mit hoam fürs Kloster“, soll Hans Glas es ihm großzügig geschenkt haben. Seine ersten Erinnerungen ans Goggomobil und die positiven Auswirkungen der Firma Glas auf Dingolfing und die Region gab Bürgermeister Josef Pellkofer preis: „Das Wirtschaftswunder kam mit der Firma Glas nach Dingolfing.“ „Der Goggo war Teil unserer Familienmobilität, mit Platz für die Eltern, zwei Kinder, Kartoffeln und Kraut vom Markt.“ Der Bürgermeister des Marktes Pilsting, Josef Hopfensperger, schilderte die Pilstinger Industriegeschichte, für die Hans Glas als Pionier den Grundstein gelegt hätte und zeigte die weitere Entwicklung nach Verkauf des Zweigwerkes der Hans Glas GmbH auf: „Mittlerweile werden in den Werken wieder Alu- Teile für BMW produziert.“ Uwe Gusen, Vorstand des Glas Clubs International, berichtete von über 900 Mitgliedern des Clubs aus 19 Ländern und von der Faszination, die von den 500 000 produzierten Glas-Fahrzeugen ausginge, die selbst auf die heutige Jugend übergreife. Jürgen Kraxenberger war schon im jüngsten Kindesalter an der Firma Glas als Familienunternehmen der deutschen Autoindustrie interessiert. Der Anblick von Rollerfahrern bei Regen unter einer Brücke hätte für Hans Glas den Impuls für das Goggomobil gegeben. Den großen Erfolg sah Kraxenberger in der Ausgereiftheit, mit dem das Goggomobil auf den Markt kam und den attraktiven Preis von unter 3000 Mark. Der Glas Club ehrte Mitglieder für 25-jährige Mitgliedschaft, darunter Manfred Zitzelsberger aus Dingolfing. Das Schweizer Paar Kurt und Margrit Bigler erhielt als Begründer des Glas Clubs International vor 40 Jahren ein Goggo- Blech mit vielen Unterschriften und erzählte amüsant über die Gründungsidee. Bei den Teilnehmern war deutlich die freudige Anspannung vor der Rundfahrt am nächsten Tag zu spüren.

Tausende Zuschauer beim Autokorso am Sonntag

Offiziell eröffnet wurde die Ausstellung in der Eishalle am Samstagmorgen um 10 Uhr von Landrat Heinrich Trapp, Bürgermeister Josef Pellkofer sowie Heribert Füchsl von der Goggomobil- und Glasfahrergemeinschaft Dingolfing (GFG). Die beiden Schirmherren erzählten, dass sie schöne Erinnerungen an das kleine Gefährt aus Dingolfing hätten. Die Ausstellung wurde von den Besuchern sehr gut angenommen. Viele Unikate waren ausgestellt. So zum Beispiel ein Goggo „Dart“ aus Australien oder ein Glas-Sportwagen, der bei der Tourenwagenmeisterschaft sehr erfolgreich war. Nach dem Festabend am Samstag freuten sich die Bürger aus Dingolfing vor allem über den Autokorso am Sonntagnachmittag. Selbst Petrus hatte ein Einsehen mit den Goggofahrern und „Zaungästen“. Es blieb weitestgehend trocken, als sich die knapp 500 Goggoroller und Goggomobile durch die Innenstadt schlängelten. Immer wieder brandete Applaus auf, wenn ein Goggomobil vorbei fuhr. „Dingolfing hat Hans Glas sehr viel zu verdanken. Durch die Goggomobile sind wir erst zur Autostadt geworden“, so ein sichtlich bewegter Passant. Wie beim Autokorso vor zehn Jahren besuchten die Goggofahrer aus nah und fern auch das BMW Werk 2.1, das früher als Produktionsstätte der Goggomobile und Goggoroller diente. Am Montag wurde dann auch der Geburtsort Pilsting besucht und das Denkmal von Hans Glas, passend zu seinem baldigen 125. Geburtstag, enthüllt.

Diana Wolf/Andy Forster

Musikalische Unterhaltung – auch mit dem gesungenen Goggolied aus den 50er
Jahren – boten bayerisch-brachial die „Monsters of Humppa“.

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