Was wäre Dingolfing ohne Glas?
Die Goggo- und Glasfahrergemeinschaft feierte
ihr 40-jähriges Bestehen
Von Christian Däullary
Was im Januar 1984 im Gasthaus Wimmer in Lengthal als
Stammtisch begann, ist heute eine große Gemeinschaft von über
150 Enthusiasten. Am Samstag feierte diese Goggo- und Glasfahrergemeinschaft
(GFG) im Museum Dingolfing ihr 40-jähriges Bestehen.
Als der Vorsitzende der GFG, Heribert Füchsl die nostalgische,
blitzblank polierte Hupe betätigte, wurde es mucksmäuschenstill
im Foyer des Museums Dingolfing. Nachdem Füchsl die Ehrengäste,
darunter unter anderem den Ehrenvorsitzenden Jürgen Kraxenberger
sowie das Ehrenmitglied Dr. Konrad Auwärter begrüßt
hatte, hielt er einen Zettel in die Höhe: „Vor über
40 Jahren verteilte unser Ehrenvorsitzender einen Handzettel, um Gleichgesinnte
zu finden, die sich um den Fortbestand der Firma Glas, insbesondere
des Goggomobils, kümmern möchten“, sagte Füchsl.
„Das war Mitte 1983. Es waren die drei Gründungsmitglieder
Jürgen Kraxenberger, Andreas Beck und meine Wenigkeit, die Gefallen
an dem Vorhaben fanden und die Weichen für die Zukunft stellten.“
Nach dem legendären Lengthaler Stammtisch schlossen sich im Lauf
der Jahre dann immer mehr Goggo- und Glasfans der Gemeinschaft an. Trotz
eines, vor allem von politischer Seite her, immer schwerer werdenden
Umfeldes „für die Oldtimerei“, dürfe man an diesem
Abend nun im Rahmen dieser „Nacht im Museum“ das 40-jährige
Bestehen feiern. „Die alten Glaserer gibt es nicht mehr und der
Bekanntheitsgrad der Marke Glas nimmt immer mehr ab. Sie wird mittlerweile
sogar als tote Marke bezeichnet.“ Diesen Bedingungen zum Trotz
wolle man aber „die Geschichte für unsere Nachfahren lebendig
halten.“
Bereits 1975 wurde der Glas-Automobilclub International
gegründet, konnte Thomas Schneider berichten, der eben diesem Club
vorsteht. Aktuell habe man über 1 000 Mitglieder aus 24 Ländern
weltweit, die sich der Aufgabe verschrieben haben, „die faszinierenden
Goggomobil- und Glas-Fahrzeuge im Gedächtnis zu halten.“
Seit vier Jahrzehnten zeige dies die GFG Dingolfing auf beeindruckende
Weise. „Sie zählen zu den aktivsten Interessengemeinschaften
überhaupt, die dem Vergessen dieser niederbayerischen Automarke
entgegenwirken.“ Als Geschenk hatte Schneider ein Unikat dabei,
über das sich Heribert Füchsl sichtlich freute: Einen kunstvoll
bestickten Wimpel.
„Wie könnte man das Goggomobil vergessen?“
„Wie aus einem kleinen Pilstinger Landmaschinenbauer ein großer
Dingolfinger Autobauer wurde und wie schließlich das gigantische
BMW-Werk an unserem Stadtrand entstand, das ist eine lange Geschichte,
die die meisten von Ihnen hier kennen“, begann Bürgermeister
Armin Grassinger sein Grußwort.
Auch aus seiner Sicht sei es wichtig, immer wieder daran zu erinnern,
„wem wir zu großen Teilen den Wohlstand unserer Region zu
verdanken haben: Nämlich der Hans Glas GmbH und ihrem ersten Auto,
dem Goggomobil.“ Es sei eine schöne und auch große
Aufgabe, denn „dieser wichtige Abschnitt unserer Geschichte darf
nicht in den Geschichtsbüchern verstauben, sondern muss auch für
kommende Generationen am Leben erhalten werden. Was wäre Dingolfing
ohne Glas!“
„Wie könnte man das Goggomobil vergessen?“, sagte schließlich
Landrat Werner Bumeder. „Wir wissen, was wir diesem Fahrzeug und
dieser Firma zu verdanken haben. Der Wohlstand in der Region fußt
auf der Geschichte der Firma Glas.“ Der Goggo- und Glasfahrergemeinschaft
gelte ein großer Dank dafür, „dass Ihr die Erinnerung
an das Goggomobil und die Firma Glas aufrechterhaltet.“ Bumeder
erzählte, dass er immer wieder davon hören würde, „dass
der Chef der Firma Glas damals nicht nur ein Arbeitgeber war, sondern
als Chef auch Mensch gewesen sei, der seinen Mitarbeitern in schwierigen
Situationen geholfen habe. „Ich wünsche Euch, dass Ihr auch
noch weitere 40 Jahre abgoggerln könnt“, schloss Bumeder
und Heribert Füchsl bat zum Buffet und zu einem anschließenden
Rundgang durchs Museum.
Das Goggomobil wird bald 70
Im Jahr 2025 feiern die Mitglieder der GFG „70 Jahre Goggomobil“.
Dazu ist ein großes Pfingsttreffen vom 6. bis 9. Juni 2025 in
Dingolfing geplant. Wie anno dazumal wird sich dann eine lange Schlange
von kleinen Flitzern durch die Straßen schlängeln.