Auf der Suche nach Entschleunigung

Bianca Schäb startet von Dingolfing aus eine ganze besondere Reise


Klein, aber fein ist der Wohnanhänger. (Fotos: Michaela Siegl)

Mit ihrem Goggomobil aus dem Jahr 1969 tritt Bianca Schäb die Reise an.
Dingolfing. Die Koffer sind gepackt, das Goggomobil steht schon bereit und am Sonntag, pünktlich um 15 Uhr geht es vom Hans-Glas-Denkmal los. Denn von Dingolfing aus, von der Geburtsstätte des Goggomobils startet die Frankfurterin Bianca Schäb ihre „Entschleunigungs-Reise“.

Die Idee ist verrückt, aber mindestens genau so spannend. Bianca Schäb nimmt ihr Goggomobil und geht damit auf Reisen. So wie früher, als man seiner Zeit noch nicht hinterherlaufen musste, und alles langsamer vonstattenging. Genau das möchte die 30-Jährige, die in der Medienbrache tätig ist, wieder erleben. Auf ihrer Reise quer durch Deutschland, von Süden nach Norden, will die Frankfurterin von den Menschen, denen sie begegnet, wissen, wie man es in der heutigen schnelllebigen Zeit schafft, sein Leben zu entschleunigen. „Ich möchte, dass mir mein Leben wieder länger vorkommt“, sagt Bianca Schäb. Sie selbst wird mit 13 PS zumindest von ihrem Goggo zum langsamen Fahren ermutigt, im wahrsten Sinne des Wortes entschleunigt.

Als Selbstständige ist es ihr glücklicherweise möglich, so ein Experiment zu wagen und eineinhalb Monate die Arbeit ruhen zu lassen. Sie habe auch gut gespart, erzählt sie, um diesen Trip zu realisieren. In 18 Städten in Deutschland wird Schäb Halt machen und jeden Tag und jede Nacht an einem anderen Ort verbringen – übernachten wird sie in nur ihrem Wohnanhänger, das versteht sich von selbst.

Die Route steht schon fest, denn letztendlich plant sie diese Reise schon seit eineinhalb Jahren. Seitdem steht sie auch mit vielen liebevollen Menschen in Kontakt, die ihre gern eine Stellmöglichkeit für ihren Goggo samt Anhänger geben, und sich auf die Großstädterin schon richtig freuen. Die Gastgeber, bei denen sie campieren wird, sind mitunter Bauern, Winzer, Käser, Schnapsbrenner, Ölmüller und Brauer, denen darf sie dann in aller Ruhe über die Schulter schauen. Genau diese Leute werden auf ihrer Reise auch Interviewpartner sein, und die Frage beantworten dürfen, wie sie ihr Leben entschleunigen

Begleitet wird sie von einem Kameramann, der die Reise für die Öffentlichkeit und Nachwelt festhält, wie eben die interessanten Interviews. Wäre doch schade, wenn nicht jeder davon erfahren könnte, welche Erkenntnisse Bianca Schäb aus dieser spannenden Reise gewinnt. Sie selbst wird ebenfalls einiges filmen und dokumentieren, und immer wieder im Netz aktuell veröffentlichen (denn so ganz ohne den Medien geht es eben doch nicht). Es lohnt sich auf jeden Fall auf ihrer Internet-Seite (Frohlein.de) immer wieder mal reinzublicken, wo sie sich gerade befindet. Hier kann man sie übrigens auch finanziell unterstützen. „Mein Beifahrersitz ist frei und ihr seid herzlich eingeladen, mich ein Stück zu begleiten auf der Reise“, sagt Bianca Schäb, und freut sich auf ihrer Reise so viel wie möglich zu erleben. Denn in dem Fall lautete das Motto, „Der Weg ist das Ziel“.

Das Goggomobil wartet aus seinen Einsatz

Doch warum Goggo und warum Dingolfing? Ganz klar, die Liebe zu den historischen Autos hat sie schon sehr früh entdeckt. Seit etwa acht Jahren ist sie nun stolze Besitzerin eines solchen Gefährts, Baujahr 1969, in einem wunderschönen Rot und natürlich top-gepflegt. In Frankfurt ist sie wohl die einzige weibliche Besitzerin eines Goggos, und auch in ihrem vorherigen Wohnort in Hamburg konnte man deren Fahrer an einer Hand abzählen. Natürlich war sie beim 60-jährige Goggo-Jubiläum in Dingolfing mit dabei und war erstmals hier zu Gast. In einer Kleinstadt, die ihr auf Anhieb sehr sympathisch war, sagt sie. Insbesondere der Autokorso mit so vielen begeisterten Menschen, die den Fahrern zuwinkten, blieb ihr in Erinnerung. Und letztendlich war es auch ein emotionaler Besuch an den Ort, wo ihr heiß geliebtes Fahrzeug herkommt. Erste Statements von Goggo-Fahrern zum Thema Entschleunigung konnte sie bei dem Event bereits aufgreifen. Ein jeder konnte es bestätigen, dass eine Fahrt mit dem kleinen schnuckeligen Auto entschleunigend wirkt. So kam ihr die Idee genau von hier, von der „Geburtsstätte“ des Goggomobils aus zu starten.

Eine große Herausforderung ist mit Sicherheit das Gepäck für diese Reise klein zu halten, schmunzelt Bianca Schäb. Doch was passiert, wenn sie mit ihrem Auto einmal stehenbleibt, und sich vielleicht selbst behelfen muss? Das mache ihr eher weniger Sorgen. Praktischerweise ist ihr Vater Kfz-Mechaniker und musste nicht selten seiner Tochter per Ferndiagnose Anweisungen geben. „Meistens geht ja auch immer wieder das Gleiche kaputt“, sagt sie. Mit dem einen oder anderen Teil kenne sie sich nach so vielen Jahren also dann schon aus.

In drei Tagen geht’s also los, „und ich kann es auch kaum erwarten. Die ganze Zeit hat man darauf hingearbeitet“, gesteht Bianca Schäb. Ihr Auto steht schon in Dingolfing, und wartet nur noch darauf bepackt zu werden und den Weg in ein neues Abenteuer anzutreten. Offizieller Start ist am kommenden Sonntag um 15 Uhr am Hans-Glas-Denkmal. Natürlich kommen auch einige Dingolfinger Goggo-Fahrer, die Bianca Schäb verabschieden und sogar die ersten Kilometer auf ihrer weiten Strecke begleiten werden.

Aber auch alle anderen, die die sympathische Frankfurterin kennenlernen und ihr persönlich Glück wünschen wollen, sind eingeladen zu kommen und den Beginn einer ganz anderen Reise mitzuerleben.

Dagmar Korpanty

Die Projektbeschreibung und die Routenplanung findet man hier: www.frohlein.de

 


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