Eine außergewöhnliche Persönlichkeit
-Hans Glas, ein niederbayerischer Industriepionier-
Artikel vom Samstag den 9. Dezember 2017 im Dingolfinger Anzeiger

Hans Glas war ein herausragender Unternehmer und eine außergewöhnliche Persönlichkeit, der zu Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg in aller Munde war. Er war ein Wohltäter, der nie seine Wurzeln vergaß und sich durch seine soziale Einstellung nicht nur bei seinen Mitarbeitern sondern auch für das Allgemeinwohl mehr als verdient gemacht hat. Hans Glas wurde am 12. Juni 1890 in Pilsting als elftes von achtzehn Kindern geboren. Im väterlichen Betrieb erlernte er das Maschinenbauer-Handwerk. Nach seiner Ausbildung wurde er für den Landmaschinenkonzern Massey-Harris tätig, zuerst im Verkauf in Berlin und ging dann 1910 in das Mutterhaus nach Toronto/Kanada. Während dem Beginn des Ersten Weltkrieges zog es ihn dann in die damals noch neutralen USA, wo er verschiedene Anstellungen fand unter anderem bei der Ford Motor Comp. und bei der Indian Motor Cycle Comp. 1920 kehrte er wieder zurück nach Dingolfing. Der Erfolg war ein Resultat harter Arbeit; auch das Gespür für die Entwicklung neuer Produkte war der Faktor eines florierenden Unternehmens. Glas war mal größter Sämaschinenhersteller in Europa, die wurden von Anfang bis zum Verkauf an BMW hergestellt und laufend verbessert; insgesamt wurden über 300 000 Stück gebaut und verkauft. Einen steilen Aufstieg erfuhr das Unternehmen mit dem Einstieg in den Motorfahrzeug- und Automobilbau in den 1950er Jahren. Der Goggoroller war das Synonym für Fortbewegung und auch der Startschuss für das Wirtschaftswunder in Deutschland und auch Niederbayern. Vom Goggoroller wurden 46 666 Stück gebaut. Viel entscheidender war aber der nächste geniale Einfall von Glas. Als Chef des Familienunternehmens (ab 1949 Hans Glas GmbH), das er inzwischen gemeinsam mit seinen Kindern Andreas und Hertha führte, gab er 1952 den Anstoß zur Entwicklung des Goggomobils. Über 280 000 Mal wurde das Automobil produziert. Noch heute ist das Goggomobil vielen Menschen bekannt. Es gibt sogar Fanclubs auf der ganzen Welt. Auch auf die jüngere Bevölkerung übt das „Goggomobil“ eine schier unendliche Faszination aus. Doch sein Meisterstück lieferte Hans Glas mit dem Verkauf seines Unternehmens und Lebenswerkes an die BMW AG Niederbayern ab. Somit wandelte sich eine landwirtschaftlich geprägte Region zu einer Technologieregion, die vielen Menschen und Gemeinden enormen Wohlstand bescherte. Noch heute ist das BMW Werk in Dingolfing das größte Werk des Automobilkonzerns in Europa; mehr als elf Millionen Autos wurden gebaut. Von diesem Aufschwung bekam Hans Glas nicht mehr viel mit, denn knapp drei Jahre nach dem Verkauf seines Unternehmens starb er 1969 im Alter von 79 Jahren an den Folgen einer Grippe. Seine Grabstätte befindet sich auf dem städtischen Friedhof vom Dingolfing. Was nach Glas bleibt, sind nicht nur seine Produkte, sondern auch sein karitatives Engagement. Er förderte die Bildung in Dingolfing, unterstützte die Sportvereine und ist bei ehemaligen Glas-Mitarbeitern immer noch als „hervorragender Chef“ in Erinnerung geblieben. „Hans Glas – Ein niederbayerischer Industriepionier“ von Autor Jürgen A. Kraxenberger beleuchtet das Wirken von Glas, das mit vielen Anekdoten oder Weisheiten garniert wird. Das Buch nimmt den Leser mit auf eine kleine interessante Zeitreise. Man lernt den Menschen Hans Glas dadurch näher kennen. Das Büchlein hat 68 Seiten, Format DIN A 5, Softcover mit Klebebindung, es enthält viele bisher unveröffentlichte Fotos in schwarz/weiß und Farbe. Es kostet 8,99 Euro und ist bei Skribo Wälischmiller oder auch direkt beim Autor Jürgen A. Kraxenberger, Telefon 08731/392970, E-Mail: info@carhistory.de erhältlich. Das Büchlein kostet bei Bestellung, inklusive der Versandkosten, zehn Euro.


Andy Forster/
Jürgen A. Kraxenberger


Zurück/Aktuell