Berthold Thiel feierte seinen "Neunzigsten"
Viele Gratulanten für einen der ältesten Gemeindebürger
Von Ferdinand Mader
Oberergoldsbach. Bei zufriedenstellender Gesundheit feierte
am Sonntag mit Berthold Thiel einer der ältesten Bürger der
Gemeinde Hohenthann seinen 90. Geburtstag. Beim Hofwirt in Oberergoldsbach
hatte sich zu Ehren des geschätzten Jubilars eine große Gratulantenschar
eingefunden, um die besten Glückwünsche auszusprechen. Namens
der Gemeinde und des Landkreises Landshut gratulierten und überbrachten
Geschenke Bürgermeisterin Andrea Weiß, Gemeinderätin Ursula
Beck sowie Kreis- und Gemeinderat Hans Keil. Zur großen Freude des
"Geburtstagskindes" war die gesamte Familie gekommen, zu der
neben dem Sohn und vier Töchtern auch zehn Enkelkinder und neun Urenkel
gehören. Besonders freute sich der Jubilar über ein Ständchen,
das einige Töchter bzw. Enkelinnen für ihren lieben "Pap"
bzw. Opa darboten.
Obwohl Berthold Thiel im Leben auch schwere Zeiten überstehen musste,
hat er sich seinen ihm eigenen Humor und seine positive Lebenseinstellung
bis ins hohe Alter bewahrt. Dankbar ist der Senior, seinen Lebensabend
zu Hause in Oberergoldsbach, wohl umsorgt vom Sohn und der Schwiegertochter,
verbringen zu können. Berthold Thiel wurde am 13. November 1926 in
Messendorf, Kreis Freudenthal/Sudetenland, geboren. Nach der Schulzeit
erlernte er in seiner alten Heimat den Beruf des Kfz.-Mechanikers, ehe
er 1944 als 17-jähriger Soldat noch für das bereits zusammenbrechende
"Tausendjährige Reich" in den Zweiten Weltkrieg ziehen
musste. Einer kurzen Grundausbildung in Polen folgte der Einsatz an vorderster
Front in Norditalien. Nach dem Kriegsende geriet Thiel in englische Kriegsgefangenschaft
und wurde nach Nordafrika in ein Lager in Ägypten am Großen
Bittersee deportiert. Dort musste er dreieinhalb Jahre unter den schwierigsten
Bedingungen zubringen. Erst 1948 wurde Berthold Thiel aus der Kriegsgefangenschaft
entlassen und fand seine Eltern wieder, die es nach der Vertreibung aus
der sudetendeutschen Heimat nach Oberergoldsbach verschlagen hatte. Ein
Jahr später heiratete er Maria Schönhuber aus Oberergoldsbach,
deren Eltern früh verstorben waren. Aus der glücklichen Ehe
gingen vier Töchter und ein Sohn hervor. Gemeinsam mit seiner geliebten
Gattin, dessen Tod im Januar 2003 ihn umso schwerer traf, baute Thiel
das von der Familie übernommene landwirtschaftliche Anwesen in Oberergoldsbach
mit viel Fachwissen, Fleiß und Entbehrungen zu einer Reparaturwerkstätte
um und machte sich selbstständig. Die kleine Werkstatt, in der zunächst
Fahrräder, später Motorräder, Landmaschinen und schließlich
Pkw repariert und gehandelt wurden, wuchs im Laufe der Jahre zu einem
ansehnlicher Betrieb, zu dem auch eine Deltin-Tankstelle und ein neu erbautes
Wohnhaus gehörten. 1987 übergab Berthold Thiel die Firma an
seinen Sohn und frisch gebackenen Kfz.-Meister Herbert, den er im Ruhestand
noch lange Jahre tatkräftig in der Werkstatt unterstützte. Der
leidenschaftliche Mechaniker konnte sich nun verstärkt seinem Hobby
widmen, nämlich dem Restaurieren von Goggomobil-Oldtimern, von denen
er einige schon in den 1960er-Jahren als Neuwagen verkauft und repariert
hatte. Thiel kennt deshalb diese kleinen Autos aus Dingolfing in- und
auswendig und entsprechend gefragt ist bis heute sein Rat bei den Mitgliedern
des Dingolfinger Goggo-Stammtisches, dem er seit 1990 angehört. Ehrenamtliches
Engagement zeigte Berthold Thiel auch für die Mitbürgerinnen
und Mitbürger seiner Heimatgemeinde. So war er viele Jahre Maschinist
bei der Freiwilligen Feuerwehr Oberergoldsbach und Kassier des örtlichen
Kriegervereins, dessen Ehrenmitglied er als letzter, noch lebender Frontsoldat
im Ort seit langem ist.
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