(fe) Der härteste
und längste Winter seit Jahren ist vorbei „Gottseidank“,
werden die Oldtimerbesitzer sagen. „Im Sommer bei schönem
Wetter fahren kann jeder“, sagten sich dagegen eine handvoll hartgesottener
Mitglieder der Goggomobil- und Glasfahrer-Gemeinschaft (GFG), in der
sich Liebhaber solcher Veteranenfahrzeuge aus den Landkreisen Dingolfing-Landau,
Landshut und Freising zusammengefunden haben, und starteten an einem
der kältesten Wochenenden des Jahres zur Drei-Tages-Wintertour
in den Nobel-Skiort Kitzbühel. „Wir wollten Werbung machen und Aufsehen erregen für das große Jubiläumstreffen ’50 Jahre Goggomobil¹ vom 13. bis 16. Mai in Dingolfing“, so Helmut Riemer, der Organisator des Vorhabens, zu der auf dem ersten Blick ziemlich verrückten Idee. Anderseits: In den 50er-Jahren, als das Goggomobil und ähnliche Kleinwagen Hochkonjunktur hatten, war es für die meisten Besitzer solcher Mini-Autos durchaus üblich, sie im tiefsten Winter tagtäglich zu benutzen und mit Sack und Pack zum Skiurlaub in die Berge aufzubrechen. In Erinnerung an diese „gute, alte Zeit“ machten es sich die Teilnehmer der GFG- Wintertour 2005 zur Vorgabe, neben der entsprechenden Ausrüstung ihrer Vehikel mit Winterreifen und Schneeketten, die Sache im stilechten Ambiente anzugehen: Und so kamen die uralten, aus den Kellern und Speichern hervorgeholten Holzskier und schlitten wieder zu Ehren, wurden effektvoll auf den Dachträgern verzurrt und am Zielort tatsächlich zum Einsatz gebracht. Dem angepasst war das Outfit der Kleinwagenfahrer, und so sahen Helmut Riemer, Peter Brunner, Karl Gruber, Stephan Himmel und Manfred Zitzelsperger samt Begleitung in ihren urigen Knickebockern, Wadlstrümpfen usw. fast wie „Zeitreisende“ aus. |
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Los ging¹s am frostigen, aber
noch schneefreien Freitag traditionell am Dingolfinger Glas-Denkmal,
wo die Winterfahrer von der Presse und einigen skeptischen Stammtischkollegen
mit den besten Wünschen auf die Reise geschickt wurden. Bei strahlendem
Sonnenschein passierten die fünf Rollermobile vier Goggos und eine
BMW- Feuerwehr- Isetta mit Baujahren zwischen 1956 und 1963 den zugefrorenen
Chiemsee mit seinem herrlichen Alpenpanorama. Über gut befahrbare
Bundes- und Landstraßen war das Oldie-Quintett flott unterwegs
und überbot, trotz einer gemütlichen Kaffeepause in Marquardstein,
locker den im Roadbook vorgegebenen 40 km/h-Schnitt. Ohne jede Probleme
erreichten die Niederbayern so nach einer reinen Fahrzeit von 3 Stunden
und 10 Minuten für 160 km ihr Hotel in Kitzbühel und hatten
sich ihr Abendessen samt Enzian redlich verdient. Der Samstagvormittag
stand dann ganz im Zeichen des „historischen Wintersports“.
Bei der Abfahrt aus 1600 Meter Höhe mussten die Goggofreunde feststellen,
dass ihre alten „Brettln“ und Schlitten so ihre Tücken
hinsichtlich der richtigen Spurführung aufwiesen. |
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Gar mancher landete da auf dem Hosenboden,
nahm den einen oder anderen blauen Fleck aber mit Humor in Kauf. Dafür
gaben die Oldie-Fahrer dann in der Fußgängerzone von Kitzbühel
eine wesentlich bessere Figur ab und bildeten mit ihren kleinen Autos
die Attraktion schlechthin. Ganze Menschentrauben drängelten sich
um die Fahrzeuge, die Kameras und Fotohandys surrten ohne Unterlass.
Abends stürzte sich die Männerrunde dann ins Nachtleben des
berühmten österreichischen Wintersportortes und begegnete
dabei so manchem „Promi“. In der Nacht zum Sonntag setzte
in den Alpen Schneefall ein, sodass morgens die Kleinwagen erst einmal
freigeschaufelt werden mussten. Trotzdem gestaltete sich die Heimfahrt
über schneebedeckte Passstraßen wesentlich unproblematischer
als von vielen befürchtet. Zwar war aufgrund der eher bescheidenen
Wirkung der Heizungs- und Defrosteranlagen in den Oldtimern bei den
von innen vereisten Windschutzscheiben kräftiger „Kratz-Einsatz“
von Fahrern und Co-Piloten gefordert. Doch technisch funktionierten
die größtenteils bereits bei der Sommertour zum Gardasee
langstrecken- und hitzeerprobten Vehikel auch bei eisiger Kälte
einwandfrei. |
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In Chieming, bereits
wieder auf bayerischem Boden, wartete das Mittagessen, ehe die letzte
Etappe unter die kleinen Räder genommen wurde. Und hier erwischte
es dann doch noch einen der Fünf mit einer Panne: Bei Altenmarkt
quittierte ein gestresster Goggo- Reifen seinen Dienst. Aber dank des
vollen Körpereinsatzes von Helmut Riemer und Stephan Himmel, die
das Wägelchen mit Muskelkraft in die Höhe lupften, konnte
Peter Brunner den defekten Pneu in nur fünf Minuten wechseln. Zügig
ging¹s danach in Richtung Dingolfing zurück, das ohne weiteren
außerplanmäßigen „Boxenstopp“ erreicht
wurde. „Es war eine etwas andere Ausfahrt und wahrscheinlich gerade
deswegen besonders schön im Jahr des Goggomobils“, bilanzierte
danach Organisator Helmut Riemer diese im wahrsten Sinne des Wortes
„echt coole“ Promotion- Tour in Sachen „50 Jahre Goggomobil“.
Text: Ferdinand Mader |
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