Ein richtiger Feger: Terese Pape fährt mit ihrem Schatzerl "Goggi" auf dem Goggoroller einen heißen Reifen.
Artikel vom Rhein - Lahn - Kreis (Bericht aus dem Jahr 2000)

Stets einen heißen Reifen gefahren
Therese Pape aus Kamp - Bornhofen ist die Namensgeberin des kultigen Goggomobils - Freundschaft zur Familie Glas


Wenn man ganz viel Glück hat, dann sieht man sie heute noch ab und an: die Goggomobile. Als kleiner Bruder der Italienischen Vespa gehörten der Goggoroller und das mobil zu den beliebtesten Fortbewegungsmitteln in den 50er und 60er Jahren. Mittlerweile haben Sammler und Fans aus der ganzen Welt die deutschen Goggos zu Kultobjekten gemacht. Doch fernab von jeglichem Fanatismus gibt es eine Dame, die mehr über die heutigen Oldtimer erzählen kann als jeder Goggo Liebhaber.
Von Michaela Cetto

KAMP-BORNHOFEN. Vor ihrem Haus parkt zwar schon lange kein Auto mehr, aber das motorisierte Gefährt hat einen Großteil ihrer Lebensgeschichte geschrieben und umgekehrt wirkte auch Therese Pape gewissermaßen auf die Autogeschichte ein. Auf ihrem Wohnzimmertisch stapeln sich massenweise alte Fotos und Zeitungsausschnitte, die die muntere Dame akribisch durchforstet. Das ist nun zunächst nichts Außergewöhnliches - doch, das Männerherz wird höher schlagen, alle Bilder zeigen Autos und Motorroller - ausnahmslos der Marke Glas im Übrigen. Die meisten werden die älteren Modelle der Wagen unter dem Namen "Goggomobil" kennen. Jedes Foto birgt eine Geschichte, jede Abbildung gliedert ihr Leben in kleine Abschnitte auf.
Sie hat viel zu erzählen, die 79jährige Kamperin. Schon früh hat es sie hinausgetrieben aus der kleinen Rheingemeinde, die früher noch Camp hieß. 1936 trat die damals junge Frau ihre erste Arbeitsstelle als Haushaltshilfe in Köln an. Doch erst der Kontakt ihrer Arbeitgeber zur Familie Andreas "Anderl" Glas in Dingolfing brachte die entscheidende Wende für "Esi".
Ab 1947 packte sie im Glaser Haushalt tüchtig mit an. Auch die drei Buben der Familie schloss Therese Pape in ihr Herz, vor allem der mittlere, Andreas, bewegte ihr Gemüt. "Ich weiß heute wirklich nicht mehr wie ich darauf kam, ich muss nicht ganz `beinand` gewesen sein, aber ich nannte ihn von Anfang an "Goggi", erzählt "Esi".
Der Kosenamen wurde sofort von allen Verwandten übernommen, und auch seine heutigen Freunde rufen den mittlerweile 52jährigen gestandenen Mann "Goggi".
Autofans wissen, dass die Firma Glas Anfang der 50er Jahre Motorroller produziert hat, die mittlerweile längst zum Kultobjekt avanciert sind. Nach einem Namen für den neuen "Feuerstuhl" wurde nicht lange gesucht: Kurzerhand übernahm man den Kosenamen des Sprösslings. Etwas später, 1955/56, wurde das legendäre Goggomobil geboren, und somit wurde Therese Papes "Kreation" auf dem Automarkt verewigt.
Klar, dass "Esi" in ihrer Position als Fast Familienmitglied nicht auf ein Fahrzeug verzichten musste: Auf dem Roller und im Goggomobil fuhr die Amazone einen heißen Reifen. "Ich war das Versuchskaninchen für die jeweils neuen Modelle - Höhen, Größen, Lenkeinstellung, dass alles wurde nach meinen Maßen abgestimmt", erzählt die 79-Jährige. Ein lebenslange Freundschaft verbindet die Kamperin mit der Glas Familie. Im September feiert sie ihren 80. Geburtstag - und da werden auch ihre Dingolfinger Jungs nicht fehlen.



Im Detail: Geschichte der Gogomobile

Die ersten Prototypen des Goggorollers wurden im August 1951 gebaut. Neben dem konventionellen Modell gab es eine Ausführung mit Beiwagen und sogar einen Lastenroller.
Gebaut wurden 46 181 Motorroller und 485 Lastenroller Das Goggomobil wurde 1954 auf einer Messe vorgestellt.
1957 gab es erste Modifikationen ein zweiter Scheibenwischer wurde ein-gebaut, ein Kurbel statt Schiebefenster und außenliegende Heckleuchten. Bis zur Produktionseinstellung 1969 wurden 214 313 Mobile hergestellt. Gefahren wurde das Mobil mit dem alten Führerschein der Klasse IV.


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