Hauptberuf: Autoschrauber
Karl-Heinz Fußeder restaurierte einen Glas 1700GT Cabrio – Sein „Liebling“ ist heute 60 000 Euro wert

Die Politiker werden nicht müde zu betonen, welch großer Wirtschaftsfaktor BMW für den Landkreis ist. Seit 50 Jahren ist BMW untrennbar mit Dingolfing verbunden – und viele Menschen haben eine ganz besondere Beziehung zu ihren Autos. Anlässlich des Jubiläums stellt die LNP in der Serie „Mein BMW und ich“ einige Fans und ihre Fahrzeuge vor.

Von Martina Holzmann


Über 2000 Stunden hat Karl-Heinz Fußeder an seinem 1700 GT Cabrio geschraubt und geschweißt. So wurde aus einer blanken Karosserie wieder ein Schmuckstück. - Foto: Birgmann
Wildprechting. Ganz versteckt im letzten Zipfel des Landkreises liegt Karl-Heinz Fußeders Reich.
In Wildprechting, am Gelände seines ehemaligen Elternhauses, hat sich der Simbacher vor zehn
Jahren seinen Traum erfüllt und eine alte, unterkellerte Garage in eine Werkstatt für seine Glas-
Oldtimer umfunktioniert.
Fünf Fahrzeuge stehen dort – drei sehen fast aus wie neu, zwei sind nicht mehr als Gerippe.
„Da steht mir noch jede Menge Arbeit bevor“, sagt der 65-Jährige grinsend. Denn „Arbeit“ ist das
Restaurieren für den Messbauer in Rente nicht – es ist seine Leidenschaft.
Angefangen hat alles 1970, damals war Fußeder gerade mal 18 Jahre alt und hätte sich gerne sein
Traumauto gekauft: Einen Glas 1700 GT. „Aber dafür hat das Geld nicht gereicht.“ Deshalb wurde es
der kleinere Glas 1204. Doch der Traum vom sportlichen 1700 GT ließ ihn nie los. Oft besuchte
Fußeder Oldtimer-Treffen in der Region, bestaunte die prächtig restaurierten Glas-Autos.
Schlussendlich trat er 2003 der Goggomobil- und Glasfahrer-Gemeinschaft Dingolfing (GFG) bei und
restaurierte sein erstes Auto, einen Glas GT 1300 Coupe. 2008 wurde er über die deutschlandweite
Glas-Club- Zeitung endlich fündig: Darin bot jemand einen Glas 1700 GT an, sogar ein seltenes Cabrio.
„Davon wurden nur 350 Stück produziert.“ Fußeder überlegte nicht lang und holte das ramponierte
Auto aus Mönchengladbach. Viel mehr als die blanke Karosserie samt Armaturenbrett war nicht
mehr übrig von dem Modell Baujahr 1965. „Es hing dort mit zwei Seilen am First einer Scheune“,
erinnert sich Fußeder.
Pfleglich behandelt worden sei es aber wohl von Anfang an nicht. Fußeder fand heraus, dass der 1700
GT erstmals in Castrop-Rauxel zugelassen wurde, bis der Besitzer das Fahrzeug auf ganz eigene Weise
los wurde. „Es stand Anfang der 1970er Jahre Monate lang an einer Autobahnabfahrt, das Dach war
zerschnitten, die Armaturen waren zerdeppert.“ Ein Privatmann aus Dortmund bekam über einen
Zeitungsbericht davon Wind und sicherte sich das seltene Gefährt. Doch hatte er
nicht vor, das Schmuckstück zu restaurieren. „Er hat es ausgeschlachtet soweit es ging und den Rest
nach Dingolfing an einen Sammler verkauft.“ Der wiederum wollte den Glas 1700 herrichten, entschied
sich aber noch einmal um und verkaufte das Gerippe weiter nach Mönchengladbach.
Gut 2000 Stunden in zwei Jahren hat Fußeder in den Oldtimer investiert, ihn von Grund auf wieder
aufgebaut. 2012 war er fertig – grau lackiert mit weinroten Polstern und schwarzem Cabrio-Dach.
100 PS bei einem 1,7-Liter-Motor (Vierzylinder) hat er unter der Haube. Straßentauglich ist der
Glas natürlich auch. „Ich bin damit schon überall gewesen, in Graz, Hamburg oder der Lüneburger
Heide.“ 17 000 Kilometer hat der 65-Jährige inzwischen damit zurückgelegt – vor allem für die Treffen
des Glas-Clubs.
Doch woher weiß er überhaupt, wie man Autos restauriert? „Als Messebauer muss man alles können
– vor allem improvisieren“, sagt er. Die Ersatzteile bekam er aus ganz Deutschland über den Club,
einige Teile sind Nachbauten, da keine Originale mehr verfügbar sind.
Jetzt ist der 1700 GT Cabrio Fußeders „Sommerauto“. Fast jeden Tag fährt er damit von seinem
Wohnort Simbach nach Wildprechting zu seiner Werkstatt und schraubt dort am aktuellen Projekt:
einem Glas 3000 aus dem Jahr 1967 – dem letzten Modell, bevor BMW die Marke übernahm.
Doch das Cabrio bleibt sein Liebling. „Derzeit wäre es etwa 60 000 Euro wert“, schätzt Fußeder.
„Ich bin halt seit der Rente hauptberuflich Autoschrauber“, sagt er lachend.
Allerdings stellt er seine Fahrzeuge gerne für Ausstellungen zur Verfügung, so auch am morgigen
Sonntag, wenn BMW alle Mitarbeiter und deren Angehörige zum internen Familientag einlädt.
Auch für die Öffentlichkeit gibt es eine Chance, seltene Glas- und BMW-Modelle zu bestaunen: Am
Donnerstag, 1. Juni, öffnet im Industriemuseum Dingolfing eine Sonderausstellung ihre Pforten.
Bei freiem Eintritt können Interessierte bis 6. Januar Dienstags bis Sonntags von 10 bis 18 Uhr mehr
über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der beiden BMW- Standorte Dingolfing und Landshut erfahren.
 
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